Heute muss sogar ich einmal raunzen. So zahm ich bin und so sehr ich meine Stammgäste schätze, umso mehr liegt mir als echte Wiener Parkbank das Raunzen und Schimpfen durchaus „im Blut“. Nicht, dass ich das sonst ständig täte. Nein, meist hält der Grant nicht lange an, aber wenn er einmal ausbricht, dann zu Recht.
Ja, wo gibt es denn das? Dass der eigens produzierte Müll nicht weggeräumt wird und gar tagelang an Ort und Stelle liegen bleibt? Es ist wohl nicht so sehr die Frage, wo, sondern viel mehr, wann? Sie ahnen es schon, jedes Jahr zu Silvester. Direkt vor mir türmt sich der Müll. Ok, das ist vielleicht ein bisschen übertrieben. Ich neige halt zur Übertreibung, wenn mein Modenapark, der sonst so gepflegt ist, über Nacht zum Mistkübel wird. Neben den Böllern und Raketen find sich auch Sektflaschen im Rasen wieder. Nicht, dass ich ein Grantscherm wäre – Feiern ist erlaubt. Ja, sogar erwünscht. Ich freue mich, wenn sich was tut, bei mir im Park.
Aber halt – jetzt, da ich den Blick schweifen lasse, fällt es mir erst auf: Ein paar Jugendliche haben mich gestern einfach so von meinem ursprünglichen Platz weggetragen. Sie haben mich nicht einfach nur umgedreht, sondern mich sogar ein paar Meter von meinem angestammten Platz entfernt. Ich könnte auch darüber raunzen, aber eigentlich, wenn ich es mir Recht überlege, gefällt mir der neue Blick in die Ferne ganz gut.
Oh, da kommen zwei Burschen mit einem großen Mistsackerl. Sie werden doch nicht etwa ihren Mist von letzter Nacht wegräumen? Ich sollte aufhören zu raunzen und hoffen, dass ich noch ein bisschen hier stehen darf. Denn ein neuer Blick zum Jahresanfang, lässt einen völlig neue Perspektiven erkennen – auch wenn man ihn nicht freiwillig eingenommen hat.